Heute Abend wird im Schmuckmuseum Pforzheim die Ausstellung „Georg Dobler – Schmuck 1980 bis 2010“ eröffnet, wo sie bis zum 26. Juni zu sehen sein wird. Geometrie und florale Elemente zeichnen den Schmuck Georg Doblers aus. Vielfach glänzen den Betrachter Schwarzchrom oder oxidierte Silberoberflächen in irisierendem Schwarz an. Während der Schmuckkünstler anfangs streng geometrisch arbeitete, finden sich ab Mitte der 1980er Jahre organische Elemente in seinen Schmuckstücken, beispielsweise in Form von Abgüssen von Ast- oder Rankenwerk. Sie sind einerseits nah an der Natur, andererseits verfremdet – und entstehen zu einer Zeit, als das Stichwort »Naturalismus« nicht angesagt ist. Gerade das aber machte Dobler zum Vorreiter für andere. Heutige Arbeiten sind eine Symbiose der verschiedenen Elemente seiner Schaffenszeit. Die Ausstellung, die vom 8. April bis zum 26. Juni im Schmuckmuseum Pforzheim zu sehen ist, zeigt das Œuvre Doblers von den frühen 1980er Jahren bis heute.
Linien, Flächen, Drahtkonstruktionen

Brosche Stahldraht, Schwarzchrom, Acryllack 1984 Privatsammlung, Amsterdam Foto © Georg Dobler
In der Sammlung des Schmuckmuseums Pforzheim sind insgesamt 17 Stücke aus seinen unterschiedlichen Schaffensphasen vertreten. »Diese im Rahmen einer Einzelausstellung in ihrer Fülle zeigen zu können und damit die Bedeutung Doblers für die Schmuckkunst zum Ausdruck zu bringen, ist mir ein besonderes Anliegen«, erläutert Museumsleiterin Cornelie Holzach. Das älteste Stück, eine Brosche aus Stahl und lackiertem Neusilber stammt aus dem Jahr 1982, als Georg Dobler gerade erst drei Jahre als Schmuckgestalter tätig war. Denn nach seiner Ausbildung an der Berufsfachschule in Pforzheim hatte er zunächst als klassischer Juweliersgoldschmied gearbeitet. Davon hatte er sich 1979 losgesagt und mit Winfried Krüger in Berlin ein Atelier für zeitgenössischen Schmuck aufgemacht. Ein Jahr später waren auch Manfred Bischoff und Gabi Dziuba zu Weggefährten geworden. Zu einer Zeit, da Avantgardeschmuck nicht en vogue war, hatten sie den Mut, sich auszuprobieren und ihrer Lust auf Neues Raum zu geben. Dobler setzt sich zu dieser Zeit intensiv mit dem Konstruktivismus auseinander, außerdem ist die Architektur Berlins Inspirationsquelle für ihn. In seinem Schmuck, für den er z.B. Stahldraht verwendet, spiegelt sich dies im strengen Aufbau und der Verwendung eindeutiger Farben wider. Während er anfangs Linien und Flächen innerhalb eines Objekts austariert, fügt er ab Mitte der 80er Jahre gänzlich verschiedene Objekte zu einem zusammen: Amorphe Papiermachéstücke bilden einen Gegenpol zu den Drahtkonstruktionen. Die Bildsprache bleibt abstrakt.
Gewachsene Naturformen und gestaltete Kunstformen
Ab dem Jahr 1986 ändert er seinen Kurs, und Naturformen tauchen auf. Abgüsse von Zweigen und Pflanzenteilen ergänzen die bisherige Grundstruktur, so dass Geometrie und organische Formen zu den beiden Säulen von Doblers Schmuck werden. Später integriert er auch klassisch geschliffene Schmucksteine.

Brosche Naturabguss Ast, Silber, Koralle 2009 Foto © Georg Dobler
Dieser neue Ansatz war nicht unumstritten. Er fiel in eine Zeit, da man gerade erst angefangen hatte, darüber zu diskutieren, wie »schön« Schmuck sein dürfe. Der Vorwurf der Oberflächlichkeit oder des Kitschs lauerte überall, und dekorative Elemente wurden schnell als restaurativ, altmodisch und unzeitgemäß abgetan. Ästhetisierter Naturalismus passte nicht ins Bild von einem Künstler der Avantgarde; ebenso schien die Verwendung organischer Formen ein Verstoß gegen Doblers eigenes frühes Schaffen zu sein. Gleichzeitig entsprach die Kombination von gewachsenen Naturformen und gestalteten Kunstformen durchaus dem Bauhausgedanken, und Dobler ging bei seinen Arbeiten auch nur vermeintlich naturalistisch vor. Vielmehr war er dabei den mathematischen und architektonischen Grundlagen der pflanzlichen Natur auf der Spur.
In seinen neuesten Arbeiten kehrt Dobler, der sich selbst als Strukturen- und Formensammler bezeichnet, wieder zu abstrakten Kompositionen zurück. Es zeigt sich, dass der Schmuckkünstler sich bei aller Veränderung immer wieder mit früheren Arbeiten auseinandersetzt.

Brosche Naturabguss Käfer, Gold, Lemoncitrin 2005 Foto © Georg Dobler
Biografisches
Geboren 1952 in Creußen bei Bayreuth, lebt in Berlin. Ausbildung zum Goldschmied in Pforzheim mit Meisterprüfung 1979. 1987/88 Dozent an der Fachhochschule für Gestaltung in Pforzheim, 1991/93 am Royal College of Art in London sowie 1991 in Düsseldorf. Seit 2002 Professor für Schmuck und Objekt an der HAWK Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim.
Eintritt und Katalog
Der Eintritt in die Ausstellung ist im Museumseintritt inbegriffen. Vor der Präsentation im Schmuckmuseum war die Ausstellung »Georg Dobler – Schmuck 1980 bis 2010« im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg zu sehen. Anschließend wird sie auch im Deutschen Goldschmiedehaus Hanau und im Huelsmann Museum Bielefeld gezeigt. Begleitend ist bei Arnoldsche Art Publishers in Stuttgart ein Katalog mit dem gleichen Titel erschienen, der für 39,80 € in Museumsshop und Buchhandel erhältlich ist.
Begleitprogramm
Sonntag, 17. April und 5. Juni, 15 Uhr
»Ich hebe gerne Blumen auf vom Boden«
Öffentliche Führung durch die Sonderausstellung
5 €, ermäßigt 3,50 €
»Blütenzauber und Käferkrabbeln im Schmuck« – für Kinder und Jugendliche
Freitag, 27. Mai 14:30 bis 16:45 Uhr
Schmuckworkshop mit Blick in die Ausstellung
10 € inkl. Material (mit Unterstützung des Museumsfördervereins ISSP)
Anmeldung unter 07231/39-2126
Donnerstag, 28. April, 15 Uhr
Führung für Kinder und Jugendliche
Gratis (mit Unterstützung des Museumsfördervereins ISSP)
Samstag, 9. April, 20 Uhr
»PlageGeister«
In liebevoll ausgearbeiteten Szenen wird in diesem Marionettenprogramm deutlich, wie viel Menschliches in Insekten steckt.
Figurentheater Raphael Mürle
Kartenreservierung unter 07231/463234
www.figurentheater-pforzheim.de
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Öffnungszeiten des Schmuckmuseums Pforzheim Di bis So und feiertags 10 bis 17 Uhr (außer Hl. Abend und Silvester) • Eintritt in die Dauerausstellung 3,00 €, ermäßigt 1,50 €, z.B. mit der SWR2-Kulturkarte, bis 14 Jahre und mit Oberrheinischem Museumspass frei • Gruppenführungen auf Anfrage • Öffentliche Führung durch die Dauerausstellung sonntags 15 Uhr, 5 €, ermäßigt 3,50 € • Partner von Kulturland Baden-Württemberg • Medien- bzw. Kulturpartner des Schmuckmuseums sind Pforzheimer Zeitung und SWR2 • Weitere Informationen unter www.schmuckmuseum.de
Quelle: Pressemeldung