Ländliche Bijouteriewaren aus dem Bayerischen Nationalmuseum München zeigt die Ausstellung Schmuck zum Gwand vom 11. Juni bis 5. September 2010 im Schmuckmuseum Pforzheim, die am Donnerstag, 10. Juni eröffnet wurde. Zu sehen bekommt der Ausstellungsbesucher Schmuckstücke wie der links abgebildete Fingerring mit der Darstellung des Schweißtuchs der Veronika, Silber vergoldet, Eglomisé, rote Glassteine, wohl Schwäbisch Gmünd 19. Jh. heute im Bayerischen Nationalmuseum München.
Florschließen und Kropfketten, Miedergeschnüre und Geschnürstifte, Fingerringe und Ohrringe, Haubennadeln und Haarpfeile, Rosenkränze und Gebetbuchschließen – sie alle zählen zum ländlichen Schmuck, der sich ab Ende des 18. Jahrhunderts ausbildete. Häufig am Schmuck des Adels orientiert, entwickelte sich eine Vielfalt an Formen und Motiven, die auf die jeweilige Landestracht abgestimmt war. Die überwiegend in Schwäbisch Gmünd gefertigten Schmuckstücke bestehen aus Silberfiligran oder hauchdünnem Gold und wurden mit Glassteinen und Perlenimitaten verziert. Oft besitzen sie Amulettcharakter. Die Sammlung ländlichen Schmucks des Bayerischen Nationalmuseums ist eine der umfangreichsten in deutschen Museen überhaupt. Rund 150 Schmuckstücke, vorwiegend aus dem 19. Jahrhundert, sind von 11. Juni bis 5. September im Schmuckmuseum Pforzheim ausgestellt.
Sich zu schmücken, zählt zu den grundlegendsten menschlichen Verhaltensweisen und hatte schon immer vielfältige Gründe: Zum einen konnten durch Schmuckgegenstände Wohlstand und Status des jeweiligen Trägers veranschaulicht werden; zum anderen galt Schmuck oft als Zeichen religiöser, aber auch magischer Vorstellungen. Beispielsweise sollte er schützen, Unheil abwehren oder Glück bringen. Im bäuerlich-ländlichen Bereich war das Tragen von Schmuck fest mit Jahres- und Lebensbräuchen verbunden und gehörte somit zu Kirchgangs- oder Festtrachten. Dabei diente Schmuck häufig auch als praktisches Utensil, z.B. als Knopf oder Rockstecker.

Haubennadeln, Silber, FiligranWohl Schwäbisch Gmünd 19. Jh.Bayerisches Nationalmuseum MünchenFoto Bastian Krack
Einen Glanzpunkt der Ausstellung bilden eine Reihe an prächtigen, silbervergoldeten Geschnürstiften sowie einige frühe Beispiele kunstvoller, aus Silberfiligran hergestellter Florschließen.Beachtenswert ist auch eine Auswahl an Fingerringen, deren Ringkopf aus bunten Glassteinen sowie Grandeln mit Herzanhängern besteht. Daneben sind verschiedene Riegelhäubchen und Jungfernkranl mit den zugehörigen Haubennadeln und Haarpfeilen zu sehen. Ein weiteres Highlight stellt eine von dem Münchner Goldschmied Bartholomäus Lederer (1787-1874) im Jahr 1819 gefertigte silberne Uhrkette dar. Abgerundet wird die Ausstellung durch zumeist in Schwäbisch Gmünd kunstvoll hergestellte Rosenkränze, die aus Filigran- oder Glasperlen bestehen und mit mannigfaltigen Anhängern wie bemalten Emailmedaillons, in Silber gefassten Schmucksteinen, Tierzähnen und -klauen, Wallfahrtspfennigen oder kleinen, in Silber gegossenen Heiligenattributen bestückt wurden.

Anhänger zum Miedergeschnür, Silber, teilweise vergoldet, Silberdraht,Filigran, Glassteine, Süddeutschland 19. Jh.Bayerisches Nationalmuseum MünchenFoto Bastian Krack
Begleitend zur Ausstellung erscheint ein rund 120 Seiten umfassender Katalog, der mit einem in die Thematik einführenden Aufsatz und erläuternden Texten zu den jeweiligen Objektgruppen sowie zahlreichen Abbildungen einen profunden Einblick in die Sammlung ländlichen Schmucks aus dem Bestand des Bayerischen Nationalmuseums gibt. Dort wird die Ausstellung vom 19. November 2010 bis zum 27. Februar 2011 zu sehen sein.
Öffnungszeiten des Schmuckmuseums Pforzheim Di bis So und feiertags 10 bis 17 Uhr (außer Hl. Abend und Silvester) • Eintritt in die Dauerausstellung 3,00 €, ermäßigt 1,50 €, bis 14 Jahre und mit Oberrheinischem Museumspass frei • Grup-penführungen auf Anfrage • Öffentliche Führung durch die Dauerausstellung sonntags 15 Uhr, 5 €, ermäßigt 3,50 € • Partner von Kulturland Baden-Württemberg • Medienpartner des Schmuckmuseums sind Pforzheimer Zeitung und SWR2 • Weitere Informationen unter www.schmuckmuseum.de
Quelle: Pressemeldung